Ulm: Straßensperrungen über Monate...

02. Februar 2019

Lesen SIE bitte die SWP..

Wir gehen durchs tiefste Tal“

Handel Die IHK blickt sorgenvoll auf die neunmonatige Sperrung der Friedrich-Ebert-Straße am Hauptbahnhof und widerspricht Sedelhöfe-Investor DC. Von Frank König und Chirin Kolb


Ungeachtet der neuen Probleme in der Ulmer City – K+L schließt, was wird aus der Galeria? – bleibt der Handel auf längere Sicht die „Hauptschlagader der Innenstadt“. Davon ist trotz des Vordringens von Online-Shops die IHK überzeugt, bei der Handelsexperte Josef Röll die Filialisten und Fachgeschäfte als wichtigste Kraft im Oberzentrum Ulm betrachtet. „Ohne Handel ist alles nichts“, sagte Hauptgeschäftsführer Otto Sälzle in Abwandlung eines zuletzt gern von OB Gunter Czisch verwendeten Worts: „Handel ist nicht alles.“ Daher betrachtet die Industrie- und Handelskammer die im April anstehende einseitige Sperrung der Friedrich-Ebert-Straße skeptisch.


Sie dauert bis Weihnachten. Auf diese Weise soll der verzögerte Bau der Bahnhofspassage beschleunigt werden – die Lothar Schubert von Sedelhöfe-Investor DC, wie berichtet, als unverzichtbar für das Funktionieren des neuen Einkaufszentrums gegenüber vom Bahnhof betrachtet.


Sälzle und Röll blicken mit größter Sorge auf diesen kritischen Zeitraum, der auch das Weihnachtsgeschäft einschließt: „Wir gehen durch das tiefste Tal“, sagte Sälzle. Eine neunmonatige Sperrung am Hauptbahnhof habe es in dieser Form noch nie gegeben. Für einige Läden könne dies das Aus bedeuten: „Durch dieses Tal kommen nicht alle durch.“


Mehr kostenloser Nahverkehr


Umso wichtiger sei es daher, dass für den Handel das Licht am Ende des Tunnels klar erkennbar sei. Er hält es sogar für notwendig, den vor Weihnachten vom Stadtparlament beschlossenen kostenlosen ÖPNV an Samstagen nicht nur bis Ende der Sperrung, sondern darüber hinaus bis zum Abschluss aller Baustellen im Umfeld des Bahnhofs anzubieten. Der Sinn dahinter: Die Ulmer sollen auf Straßenbahn und Busse umsteigen, damit Einkaufskunden aus der Region – von denen die City maßgeblich abhängt – ausreichend Parkplätze vorfinden.


Für die IHK wäre es außerdem ein wichtiges Signal, wenn das Rathaus entgegen bisheriger Statements die Sanierung der Einkaufsmeile Bahnhof- und Hirschstraße zügig umsetzen würde – ohne große Neuplanungen im schon verabschiedeten städtebaulichen Stil der Sedelhöfe und des neuen Einstein-Platzes. Sälzle: „Sonst dauert das nochmal acht bis zehn Jahre.“ Der Mc Donald’s-Container beweise, dass auch im Falle einer Belagssanierung genügend Raum für Fußgänger vorhanden wäre. Er hält nichts davon, die Firmen, die schon Gewerbesteuer zahlen, finanziell heranzuziehen. Röll sagte, es gebe dafür landesweit noch kein einziges Vorbild. Vielmehr sei dies eine Verfahrensweise von Städten mit knappen Haushalten.


Kleine Läden wichtig


Eine Sanierung der Zone zwischen Bahnhof und Münster hätte aus Sicht der IHK auch positive Konsequenzen für die Nebenlagen, die besonders unter der rückläufigen Frequenz leiden. Der Kundenrückgang hat aus Sicht Sälzles mit der Schließung der alten Sedelhof-Tiefgarage begonnen. Vor allem die kleineren Fachgeschäfte wie beispielsweise Kolibri am Judenhof, der Lederladen in der Platzgasse und hochwertige Parfümerien machten den Charme der City aus – aber natürlich auch ein Flaggschiff wie Abt. Röll ist überzeugt: Auch Mode, Sport und Schuhe behalten ihre Bedeutung, obwohl Bestellungen im Internet zunehmend eine Konkurrenz darstellen.


Diese Handelslandschaft ist aus Sicht der IHK unbedingt schützenswert. Sälzle hält daher auch die Argumentation von DC für fragwürdig, dass Edeka im Untergeschoss der Sedelhöfe ohne die rechtzeitige Fertigstellung der Passage – sprich die Sperrung – nicht überleben kann. Man hätte Edeka demnach den entgangenen Gewinn erstatten können, der bei Supermärkten ohnehin nicht so hoch sei. Und zwar aus den knapp vier Millionen Euro Strafe, die die Stadt bei einer Verzögerung an DC hätte bezahlen müssen. Nun werde eben die Sperrung dazu führen, dass Handel kaputtgeht: „Bloß halt an anderer Stelle.“

 

zurück

Unterstützen Sie uns!

Investieren Sie in die Freiheit — mit Ihrer Spende für die FDP Neu-Ulm.

Neben der Stimme am Wahltag und der Mitgliedschaft ist die Spende die dritte wesentliche Säule für die Unterstützung einer Partei durch die Bürger.

Spenden sind ein wichtiger und sehr persönlicher Beitrag des einzelnen Bürgers für die Politik seiner Wahl und Ausdruck persönlicher Willensbekundung. 

mehr zum Thema Spenden

Datenschutzeinstellungen

Diese Webseite nutzt Cookies und tauscht Daten mit Partnern aus. Mit der weiteren Nutzung wird dazu eine Einwilligung erteilt. Weitere Informationen und Anpassen der Einstellungen jederzeit unter Datenschutz.