Wohnraumprävention, Zwangsräumungen verhindern

01. September 2011
Die FDP unterstützt dies Programm.
Die Kostenfrage, zB Beteiligung des LK muss noch geklärt werden.

Hilfe für säumige Mieter

Neu-Ulm.  Endstation Obdachlosenheim. So weit soll es nicht kommen. Eine neue Anlaufstelle der Diakonie unterstützt Mieter, denen die Zwangsräumung droht. Die Stadt Neu-Ulm ist froh über das Angebot. Vermieter auch.

Zuerst geht die Miete nur schleppend ein, dann gar nicht mehr, und am Ende steht die Räumungsklage. Dann gibt es nur noch Verlierer: vor allem die Mieter, die aus eigener Kraft nirgendwo mehr unterkommen, aber auch die Vermieter, die hohe Kosten zu tragen haben, und die Stadtverwaltung. Denn sie muss für Unterschlupf sorgen, notfalls im Obdachlosenheim.

Damit Mietrückstände nicht in Zwangsräumungen enden, hat die Diakonie Neu-Ulm die "Präventionsstelle für Wohnraumerhaltung" eingerichtet. Susanne Deininger berät Mieter, lotet die finanzielle Lage aus, hilft ihnen bei Anträgen und Gängen zu Ämtern, verhandelt mit dem Vermieter über Ratenzahlungen. Im Juni hat sie ihre Arbeit aufgenommen, rund 20 Menschen haben seither Hilfe nachgefragt.

Oft sind es Vermieter, die sich an Susanne Deininger wenden. Zum Glück, sagt sie. Denn viele Mieter, die mit ihren Zahlungen im Rückstand sind, können sich selbst nicht mehr helfen. "Vogel-Strauß-Taktik", nennt das Deiningers Kollegin Heike Bayer. "Sie stecken den Kopf in den Sand und unternehmen einfach nichts mehr." Klar, dass damit alles nur noch schlimmer wird.

Viele Menschen sind aber auch schlicht überfordert. Weil sie vor einem ganzen Berg von Problemen stehen, der sich zum Beispiel zusammensetzt aus Geldnot, Arbeitslosigkeit, fehlender Alltagskompetenz oder psychischer Erkrankung. Oder die nicht an Finanzleistungen kommen, weil sie die Briefe der Ämter oder der Arbeitsagentur nicht verstehen. "Das geht sogar uns manchmal so", sagt Deininger. Anders als ihre Klienten lässt sie aber nicht locker und fragt so lange nach, bis ihr alles klar ist.

Diese Hartnäckigkeit zeigt sie auch gegenüber ihren Klienten. Dass sie Termine nicht einhalten, kommt immer wieder vor. Dann meldet sich eben Susanne Deininger - oder sie steht gleich vor der Tür. Mit dieser Arbeitsweise haben vergleichbare Präventionsstellen wie in Aalen sehr gute Erfahrungen gemacht, berichtet Heike Bayer.

Die Neu-Ulmer Stelle wird bisher als einjähriges Projekt finanziert vom Freistaat und von der Diakonie selbst mit Spenden aus der Frühjahrssammlung, berichtet Geschäftsführerin Sigrun Rose. Rund 30 000 Euro pro Jahr veranschlagt die Diakonie für die Halbtagsstelle.

Über diese Präventionsarbeit ist auch die Stadt froh. "Sie ist sinnvoll und wertvoll", sagt Fachbereichsleiter Stephan Endres. "Prävention kann vor Eskalation schützen." Denn Neu-Ulmer, die wegen einer Zwangsräumung ihre Wohnung verlieren, muss die Stadt unterbringen (siehe Info-Kasten). Endres ist aber nicht nur der finanzielle Aspekt wichtig. Ihm geht es auch darum, die Menschen vor dem "sozialen Abgleiten" zu schützen. Die Wohnung zu erhalten, sei entscheidend. Das sieht auch die Diakonie-Geschäftsführerin so: "Der Wohnungsverlust ist eine Entwurzelung. Eine Zwangsräumung ist mit das Schlimmste, was einem passieren kann."

Fünf Menschen konnte Deininger in der kurzen Zeit ihrer Tätigkeit nicht vor der Zwangsräumung bewahren. "Sie kamen zu spät, erst ein, zwei Tage vor dem Räumungstermin." Anderen dagegen konnte sie helfen - auch, weil Vermieter ihrer Erfahrung nach zugänglich sind.

Info Die "Präventionsstelle für Wohnraumerhaltung" der Diakonie richtet sich an Menschen aus der Stadt und dem Landkreis Neu-Ulm. Sie ist erreichbar unter Tel. (0731) 704 78 21. Die Stadt Ulm hat bei der Schuldnerberatung eine vergleichbare Stelle: Tel. (0731) 161 52 96.


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