Platz für Kutlur ?

06. September 2014

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Ateliers gesucht – mit und ohne Aussicht

Neu-Ulmer Künstler träumen von Arbeitsräumen im Wasserturm. Viele suchen nach geeigneten Flächen. Die Raumnot der Kreativen beschäftigt mittlerweile auch die Verwaltung

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Gut geeignet als Wahrzeichen, weniger gut als Ateliergebäude: der Wasserturm am Neu-Ulmer Glacis-Park.
Foto: Alexander Kaya

Ein solches Atelier wäre eines Malerfürsten würdig. Gelegen in luftiger Höhe in einem historischen Gebäude, mit Fenstern, die den Blick auf alle Teile der Stadt eröffnen. Nun mag Neu-Ulm kein Ort für Malerfürsten sein, doch ein Atelier im Wasserturm hätte gewiss Charme. Für die meisten Künstler ginge es aber durchaus eine Nummer kleiner: Sie sind froh, wenn sie überhaupt bezahlbare Räume zum Arbeiten finden. Denn die sind in den vergangenen Jahren rar geworden in der Stadt.

Die Idee für diese ungewöhnliche Nutzung des leer stehenden Wasserturms, immerhin das Wahrzeichen Neu-Ulms, stammt von der Neu-Ulmer Künstlervereinigung „Kunstbauraum“ und wurde in Form eines Antrags der Grünen-Fraktion sogar bei der Stadtverwaltung eingereicht. Der hat allerdings, glaubt man dem zuständigen Fachbereichsleiter Ralph Seiffert, keine Chance auf Realisierung. Und das liege nicht am Willen der Verwaltung, wie dieser betont. Vielmehr würden bei städtischen Gebäuden strenge Auflagen in Sachen Sicherheit gelten. Denen könne der Turm nicht standhalten: Es gebe keinen zweiten Rettungsweg, für Veranstaltungen wie Vernissagen sei es zu eng, die Beleuchtung nicht ausreichend. Kurz: Der Wasserturm ist kaum der richtige Ort für Ateliers.

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Besser haben es da schon die Mitglieder vom „Kunstbauraum“, die im „Studio Max“ ihres Vereins Platz gefunden haben. Rund ein halbes Dutzend Künstler werkelt in dem etwa 200 Quadratmeter großen Gemeinschaftsatelier. Eine von ihnen ist Annette Neulist, die an diesem Nachmittag ganz alleine mit sich und ihrem Pinsel ist – in einer Ecke des Studios, das vollgepackt ist mit Tischen, Staffeleien, Leinwänden, Skulpturen. Sie sei zufrieden, sagt sie, obwohl der Platz in der Maxgasse beschränkt sei. „Aber unsere Mitglieder suchen auf jeden Fall noch Atelierflächen.“ Das altbekannte Problem: „Als Künstler verdient man in der Regel nichts.“ Der Bedarf nach Räumen, so Neulist, frühere Grünen- und jetzige CSU-Stadträtin, sei groß in der Stadt.

In früheren Zeiten war die Situation einfacher. Dass Neu-Ulm so etwas wie der Hinterhof von Ulm ist, mag viele Bewohner der Stadt stören, für Künstler war es jahrelang eine Chance. Sie nutzen frei gewordene Räume, unter anderem in den ehemaligen Gebäuden der Kasernen. Die frühere Lebkuchenfabrik an der Donau war zeitweise ein subkultureller Treffpunkt. Dort probten Bands und arbeiteten Maler. Inzwischen sind die Räume Geschichte, dort entstehen Wohnungen für Besserverdiener. Die Künstler mussten sich etwas anderes suchen. So auch Jörg Eberwein, Träger des Neu-Ulmer Kunstpreises. Er hat schnell eine neue Bleibe gefunden. „Derzeit scheint das Problem nicht so groß zu sein“, vermutet er. Er weiß aber auch: Gesucht sind Atelierräume immer.

Diese Tatsache ist durchaus auch Verwaltungsmann Ralph Seiffert bewusst, der im Mai den Bereich Kultur von seinem Vorgänger Gerhard Hölzel übernommen hat. Und er sieht durchaus Chancen, dieser Nachfrage Angebote seitens der Stadt entgegenzustellen. „Ich sehe da vor allem temporäre Möglichkeiten“, sagt Seiffert – also Zwischennutzungen. Und er hat dafür auch schon ein „größeres Objekt“ im Auge, das weit besser für Ateliers geeignet ist als der Wasserturm. Welches das ist, darf er aber noch nicht sagen. „Da müssen zuerst noch einige baurechtliche Dinge geklärt werden.“ Seiffert hofft, bereits im Oktober dem Stadtrat seine Idee vorstellen zu können. Es würde gut zu Neu-Ulm passen, dass es gerade in den kulturellen Nischen mehr zu bieten habe, als gemeinhin behauptet werde. „Es sind kleine, aber feine Dinge“, sagt Seiffert. „Das Problem ist eher das Marketing und das Selbstbewusstsein.“

Die Aussichten sind also nicht die schlechtesten für die Künstler in Neu-Ulm. Annette Neulist vom Kunstbauraum traut dem neuen Mann in der Verwaltung einiges zu. Aber auch Seiffert muss Einschränkungen machen: Auf private Immobilienbesitzer habe die Stadt kaum einen Einfluss. Er selbst würde sich wünschen, dass frühere Gewerbeflächen – wie etwa an der Industriestraße – für Kunst und Kultur zugänglich gemacht werden. „So etwas kann unglaublich belebend sein für eine Stadt“, sagt der Fachbereichsleiter.

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