Nach einigen Wochen der Ruhe hat es das Freizeitbad Wonnemar wieder in die Schlagzeilen geschafft – und das mit einem Paukenschlag. Waren es in der Vergangenheit hygienische Mängel, technische Probleme oder zu hohe Preise, die in der Öffentlichkeit für Aufregung sorgten, drängten am Mittwochabend die Betreiber selbst ins Rampenlicht. Sie verkündeten ihren Ausstieg zum Ende des Jahres (wir berichteten) und stellten damit die beiden Städte Ulm und Neu-Ulm, denen das Donaubad gehört, vor große Aufgaben und eine entscheidende Frage lautet: Wie soll es mit der Anlage, zu der das Freizeitbad, das Freibad und eine Eislaufanlage gehören, weitergehen? Ein Überblick über offene Fragen, Möglichkeiten, Konsequenzen und Termine.
Wird das Bad geschlossen?
Der Pachtvertrag mit der Stuttgarter Interspa-Gruppe läuft Ende des Jahres aus, doch in den Rathäusern herrscht offenbar große Zuversicht, dass der Betrieb des Donaubades danach nahtlos weitergeht. „Wir sind relativ kurzfristig in der Lage, die Strukturen zu schaffen, um den Betrieb des Bades zu selbst übernehmen – und sei es nur für eine Übergangsphase“, sagte Neu-Ulms Oberbürgermeister Gerold Noerenberg. Die Badegäste sollen davon nicht betroffen sein.
Ist ein Verkauf denkbar?
Aus Sicht von Gunter Czisch, dem Ulmer Oberbürgermeister ganz klar: „Nein, nichteinmal für einen Euro.“ Denn ein gewinnbringender Betrieb ohne Zuschuss aus öffentlichen Kassen gilt als unmöglich. Ein Verkauf sei auch gar nicht gewollt, wie Czisch betont. Das Donaubad sei eine bewusst geplantes, öffentliches Volksbad.
Wer spielt künftig „Bademeister?
Die Städte als Eigentümer stehen vor der Entscheidung, wer das Donaubad künftig führen soll. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: Die Städte spielen selbst „Bademeister“ und betreiben das Bad in Eigenregie. Ähnlich wie im Jahr 2007, als eine von den Städten gegründete Gesellschaft das Bad und die Angestellten nach einem Rechtsstreit vom einstigen „Bäderkönig“ Wolfgang Stichler übernahm. Alternativ müssten sich die Städte auf die Suche nach einem neuen Pächter und Betreiber machen. Dafür wäre allerdings eine europaweite und zeitaufwendige Ausschreibung notwendig.
Wird das Bad trotzdem saniert?
Ursprünglich war vorgesehen, das Freizeitbad in den kommenden Monaten für rund 1,1 Millionen Euro zu sanieren und den Thermalbereich für rund 2,7 Millionen Euro zu erneuern. Laut Ralph Seiffert, zuständiger Fachbereichsleiter im Neu-Ulmer Rathaus, stehe Beides „im Wesentlichen nicht zur Debatte“. Heißt: Die notwendigen Sanierungen sollen in diesem Jahr wie geplant durchgeführt werden. Hinter dem Umbau der Therme steht jedoch ein Fragezeichen, zumindest was den Zeitpunkt der Arbeiten betrifft. Eigentlich hätten diese bereits diesen Mai beginnen sollen. „Wir müssen uns jetzt überlegen, wie wir das Ganze takten“, sagte Seiffert. Ulms OB Czisch betont, dass es dringend notwendig sei, die Besucherzahlen zu erhöhen. Und dies funktioniere nur über eine Steigerung der Attraktivität. Einem Thermalbereich, der insbesondere auf ältere Besucher abziele, komme hierbei womöglich eine Schlüsselrolle zu.
Wie geht es weiter?
Schon am nächsten Donnerstag werden Ulms Gemeinderäte in nicht-öffentlichen Sitzungen über die Zukunft das Donaubades beraten, die Neu-Ulmer Stadträte folgen am 11. Mai. Wie Fachbereichsleiter Ralph Seiffert gestern sagte, sollen die Politiker dann zumindest eine Richtung vorgeben, in der es weitergehen soll. Eine Umfrage unter Neu-Ulmer Volksvertretern ergab gestern ein gemischtes Meinungsbild. Johannes Stingl (CSU) äußerte Skepsis, ob die Städte das Donaubad besser betreiben könnten als Fachleute mit dem entsprechenden Know-how. Antje Esser (SPD) fand, dass ein „Volksbad“ in städtischer Hand gut aufgehoben wäre und ein neuer privater Betreiber ohnehin schwer aufzutreiben sei. Stephan Salzmann (Pro Neu-Ulm) plädierte eher für einen Betreiber, der gleichzeitig Eigentümer sei – das müsse aber nicht die Stadt sein. . Christina Richtmann (Freie Wähler) empfahl, sich bei der der Suche nach einem guten Geschäftsführer einmal bei der Therme Erding zu informieren, die bekanntlich eine der erfolgreichsten in Deutschland sei. Alfred Schömig (FDP) könnte sich sowohl eine städtische als auch eine private Lösung vorstellen, ärgerte sich aber vor allem darüber, dass die Kommunalpolitiker erst aus der Zeitung über eine so wichtige Entscheidung informiert worden seien. Die Grünen hatten bereits im vergangenen Jahr mit ihren Ulmer Parteikollegen (erfolglos) beantragt, das Bad wieder unter städtische Führung zu stellen. Auch die Ulmer SPD machte sich gestern für diese Variante stark. Sie werde einer erneuten Verpachtung nicht zustimmen.
Mail der Stadt Neu-Ulm vom 22-4-16 an die NUZ:
Sehr geehrter Herr Böhm,
Sie berichten heute in Ihrem Artikel „Was passiert mit dem Donaubad“ über das Wonnemar. Hierbei haben Sie auch das Meinungsbild der Neu-Ulmer Fraktionsvorsitzenden abgefragt und dargestellt.
Hierzu darf ich Sie informieren, dass selbstverständlich alle Fraktionsvorsitzenden und auch Bürgermeister bereits am Mittwoch (20. April) darüber informiert wurden, dass InterSPA den Pachtvertrag mit den Städten Ulm und Neu-Ulm nicht verlängern wird.
Die Information aller Fraktionsvorsitzenden und auch Bürgermeister erfolgte um 17.10 Uhr per Mail (unmittelbar nach dem die Stadt Neu-Ulm selbst über den InterSPA-Ausstieg in Kenntnis gesetzt wurde). Um 17.18 Uhr wurde zudem ein zweite Mail mit weiterführenden Informationen an denselben Adressatenkreis versandt.
Die Stadt Neu-Ulm hat ihrerseits also alle Fraktionsvorsitzenden und Bürgermeister über die Entwicklungen informiert, bevor die gedruckten Ausgaben der NUZ und auch der SWP am Folgetag erschienen sind.
Herzliche Grüße
Sandra Lützel
Pressesprecherin
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