Mehr Gerechtigkeit für die Welt
FRANK KÖNIG
Auma Obama, Halbschwester des US-Präsidenten, spricht bei Bankforum über Nachhaltigkeit
Hoher Besuch aus Afrika beim L-Bank-Forum im CCU: Auma Obama, Halbschwester des US-Präsidenten, sprach über das Thema Nachhaltigkeit.
Ulm. Nachhaltigkeit muss vorrangig zu einer gerechteren Gesellschaft führen und darf sich im Sinne ärmerer Länder nicht in Luxusthemen wie Bio-Ernährung erschöpfen. Dafür plädierte die Vorsitzende der kenianischen Sauti-Kuu-Stiftung für benachteiligte Kinder, Auma Obama, gestern bei ihrem Vortrag anlässlich des L-Bank-Forums im Congress Centrum Ulm. Die Halbschwester von US-Präsident Barack Obama war für die Veranstaltung aus Nairobi eingeflogen und hatte im Maritim übernachtet. Ihr Auftritt war von einer verstärkten Polizeipräsenz und etlichen Security-Leuten begleitet. Die promovierte Germanistin und Autorin nahm anschließend weitere Termine in Deutschland wahr.
Bei ihren Ausführungen im Einsteinsaal des CCU zur Verbindung von sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeit nannte Auma Obama Deutschland anerkennend einen Vorreiter der Nachhaltigkeitsbewegung. Die deutsche Politik müsse in diesem Kontext auch verstehen, dass Entwicklungshilfe eigentlich mit dem Wirtschaftsministerium zusammengelegt werden sollte. Denn für die Menschen auf dem afrikanischen Kontinent komme es in erster Linie darauf an, durch Teilnahme an der Wertschöpfungskette auch Wertschätzung zu erfahren und Selbstbewusstsein aufzubauen. Sie bräuchten vor allem Jobs: „Es geht um die Sicherung der Existenz.“
Statt Spenden und ständig gefährdeter Hilfsprojekte zu wechselnden Themen müssten grundlegende wirtschaftliche Fakten in den Vordergrund treten, wie: „Nichts ist umsonst – alles kostet“ oder „Was ist für mich drin?“. Nur so lasse sich auch die „Opfer-Mentalität“ in den Entwicklungsländern bekämpfen und den Ursachen von Flucht entgegenwirken. Die Menschen müssten verstehen, dass sie in gefragten europäischen Ländern wie Deutschland oder Schweden kein Paradies vorfinden, sondern dass sie vielmehr zu Hause gute Chancen haben – und zwar in der Landwirtschaft.
Dazu hat die Sauti-Kuu-Stiftung ein Modellprojekt mit Hausgärten aufgelegt, die zunehmend in gewerblichen Anbau münden. Denn Auma Obama und ihr Team hatten registriert, dass immer mehr hungrige Kinder ein kostenloses Mittagessen in Anspruch nehmen, obwohl ihre Eltern über landwirtschaftliche Flächen verfügen. Deshalb wurden den Familien Starterpakete mit Samen für Gemüse und Getreide zur Verfügung gestellt, die zunächst die Mahlzeiten sicherstellten. Dann hätten die Familien – zwischenzeitlich mehr als 70 – jedoch bemerkt, dass sie mehr Pflanzen anbauen können, um sie auf dem Markt zu verkaufen. Auf diese Weise erhielten die Menschen nicht nur eine Existenzgrundlage, sondern ihre Würde zurück.
Wie Auma Obama dann noch durchblicken ließ, will ihr prominenter Halbbruder, der zum Jahreswechsel aus dem Amt scheidet, die Stiftung künftig stärker unterstützen: „Das wäre super.“ Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der staatlichen L-Bank, Ulrich Theileis, überreichte ihr einen Spendenscheck für die Stiftung über 1000 Euro. Damit könne man schon einiges bewirken.
Unter Moderation von SWP-Redakteur Alexander Bögelein diskutierten noch die IHK-Präsidenten Peter Kulitz (Ulm) und Carl Trinkl (Heidenheim) sowie Handwerkspräsident Joachim Krimmer über die nachhaltige Verantwortung regionaler Unternehmer. Dabei beklagte Kulitz bürokratische Hürden bei der Integration von Flüchtlingen in Arbeit, auch in seiner Firma Esta: „Wir dürfen nicht die Bedenkenträger wieder in Blüte kommen lassen.“
Krimmer zeigte sich zuversichtlich, dass das regionale Handwerk ungeachtet der rückläufigen Zahl an Schulabgängern wieder an Attraktivität gewinnt: Die Lehrlingszahlen seien zuletzt spürbar gestiegen.