Ohne seine Stadtteile wäre Neu-Ulm nichts
Bürgerversammlung Die Menschen in Reutti sind zufrieden – aber nicht mit allem.
Reutti. Reutti steht nicht gerade im Ruf, ein Neu-Ulmer Problemstadtteil zu sein. Dementsprechend moderat verlief die Bürgerversammlung. Nicht, dass die Reuttier mit allem zufrieden wären, doch was sie der stattlichen Abordnung der Stadtverwaltung vorzutragen hatten, war oft angesiedelt zwischen Wohlstandssorgen und Wunschdenken.
Eine Bürgerin echauffierte sich über den wuchernden Bewuchs einer Verkehrsinsel: „Das Unkraut ist eine Sauerei! Ist die Stadt nicht fähig zu mähen?“ Ein anderer regte den Bau eines Hauses für Vereine an. Ein Verlangen, das Bürgermeister Albert Obert in Vertretung des kranken OB Gerold Noerenberg abwiegelte: „Wenn wir an einem Ort anfangen, kommen alle.“ Wo Obert Handlungsbedarf sieht, ist bei der Bewirtung der Bürgerstuben in der Gemeinschaftshalle. Denn die findet, seit der Pächter vor einem Jahr das Handtuch geworfen hat, nicht mehr statt. Die Stelle wird nun erneut ausgeschrieben.
Nicht verwaist sind dagegen manche Reuttier Straßen, weshalb der Ruf nach Entlastung laut wurde. „Vielleicht gibt’s noch eine Umgehungsstraße um Reutti“, hofft Obert, „vor vielen Jahren sollte mal eine gebaut werden.“ Allerdings sei das Vorhaben „in irgendwelchen Tiefen“ des Rathauses versunken.
Tunnel für Marbach
Versenken würde ein Bürger am liebsten den Verkehr, und zwar in einen Tunnel zwischen Holzheim und Marbach – 800 Meter lang müsste der dann werden.
Ganz ohne abgewatscht zu werden, wurde die Verwaltungsriege dann doch nicht entlassen. Neben spitzen Anmerkungen zum „Nuxit“-Optimismus erteilte Siegmar Kühn noch eine Gratis-Geschichts-Lektion, angesichts des vorgestellten, etwas dürren und nur auf die Kernstadt bezogenen Image-Filmchens, das zum kommenden Stadtjubiläum in Auftrag gegeben worden war. Er vermisste darin die „Bindekräfte“, das, was die Stadt ausmache, die einst nicht mehr gewesen sei, als 24 Quadratkilometer groß mit ein paar Einwohnern: „Was Neu-Ulm heute ist, ist das historische Ergebnis der Gebietsreform in den 70er Jahren, der Eingemeindung von etwa einem Dutzend Orten, doch keiner dieser Orte kommt in Ihrem Trailer vor.“ Und der langjährige CSU-Funktionär legte nach: „Hermann Köhl kommt übrigens aus Pfaffenhofen, falls Sie das nicht wissen.“⇥Bernd Rindle