Landkreis: Ist der Müll aus dem Atomkraftwerk gefährlich?

05. Februar 2019

Die Verwaltungen sagen..Nein!
Lesen SIE bitte die SWP.

Müll, mit Emotionen belastet

Abfall Obwohl Material aus dem AKW Gundremmingen verbrannt wird, gibt es keinen Grund zur Sorge. So der Tenor einer Veranstaltung des Landkreises. Von Niko Dirner


So sieht er also aus, der Müll aus dem Atomkraftwerk Gundremmingen: Ein transparenter Sack von handelsüblicher Größe mit orangenem, weißem und andersfarbigem Inhalt, mutmaßlich Tücher oder Lappen. Mitten in den Konferenzraum des Weißenhorner Müllheizkraftwerkes (MHKW) hat eine Mitarbeiterin den Sack platziert. So soll gezeigt werden: Davon geht keine Gefahr aus.


Das war der Tenor der Veranstaltung, zu welcher der Neu-Ulmer Landrat Thorsten Freudenberger eingeladen hatte, um den Ängsten in der Bevölkerung vor einer zusätzlichen Strahlenbelastung zu begegnen. Diese waren aufgeflammt, als Kreisräte vor gut zwei Wochen durch Anfragen an Werkleiter Thomas Moritz an die Öffentlichkeit brachten, dass seit 2016 Müll aus dem Atomkraftwerk in der Anlage des kreiseigenen Abfallwirtschaftsbetriebes (AWB) verheizt wird – 19,1 Tonnen waren es 2018.


Das kommt zustande, weil der Landkreis Günzburg, in welchem das Atomkraftwerk liegt, seither seinen Müll in Weißenhorn entsorgt. Wie berichtet, stoppte Freudenberger daraufhin die Anlieferung aus dem Meiler und initiierte die Pressekonferenz.


„Es handelt sich nicht um radioaktiven Abfall“, betonte Heiko Ringel vom AKW. Zudem würden beim Abriss der Blöcke B und C nicht hundertausende Tonnen, wie von Kreisräten befürchtet, in Weißenhorn angeliefert. Gerechnet werde mit 2000 Tonnen von Müll mit Reststrahlung verteilt über 20 Jahre, 100 Tonnen pro Jahr. Das bewege sich bei einer Gesamtmenge an verbrannten Müll von rund 108 000 Tonnen pro Jahr im Promillebereich.


Der Müll aus Gundremmingen sei so gering belastet, dass diese Strahlung „keine Rolle“ spiele, sagte Klaus Buß vom Landesamt für Umwelt (LfU). „Das ist unkritisch.“ Konkret darf von einem Gramm des Mischabfalls aus dem AKW – brennbare Stoffe wie Papier, Textilien oder Holz – 0,1 Becquerel ausgehen. Das wird durch eine entsprechende Vorbehandlung im Atomkraftwerk erreicht und durch vier Messungen – zwei von AKW-Personal, zwei von Mitarbeitern des LfU – bestätigt. Freimessen, nennt sich das.


Mit den maximal 0,1 Becquerel werde garantiert, dass ein Mensch, der sich 24 Stunden 365 Tage lang mit dem Abfall umgibt, maximal zehn Mikrosievert aufnimmt. Mit Sievert wird die Wirkung auf lebendige Organismen beschrieben. Das Zehn-Mikro-Sievert-Konzept ist die Richtschnur für den AKW-Abbau in Deutschland und weltweit. Und müsse im Verhältnis gesehen werden etwa zur natürlichen Strahlenbelastung von 2100 Mikrosievert für einen Menschen hierzulande, etwa durch Radon.


Für schlimmsten Fall berechnet


Schon durch einen einwöchigen Urlaub in einer Region mit höherer Strahlenbelastung, etwa im Kreis Passau, nehme ein Mensch rund zehn Mikrosievert auf. Das Konzept decke also den Worst-Case ab, sagte Buß und gab dieses Beispiel: Selbst auf den Menschen, der den Müllwagen von Gundremmingen nach Weißenhorn fährt, im MHKW arbeitet und in der Nähe wohnt, wirken unter zehn Mikrosievert ein.


Trotzdem gebe es in Weißenhorn die Sorge, sagte Dritter Bürgermeister Josef Zintl, dass über die Jahre eine große Menge an radioaktiven Substanzen freigesetzt wird. Dagegen setzt der AWB jetzt Kontrolle: Gestern wurde eine Probe im Filterstaub und in der Schlacke gezogen und dem LfU übergeben. Wenn wieder aus dem AKW angeliefert wird, soll vor Ort nachgemessen werden.


Außerdem besteht ja die Forderungen der Kreisräte, am Kamin und in der Umgebung die Radioaktivität zu messen. Buß sagte, das sei in Ordnung, er machte aber auch klar, dass der Kreis rechtlich keine Handhabe hat: Nach der Freigabe des Mülls von AKW und LfU sei „das Thema erledigt“. Ringel ergänzte: „Der Müll ist nicht radioaktiv belastet, er ist mit Emotionen belastet.“


Das Müll-Moratorium werde erstmal aufrechterhalten, sagte der Landrat. Andererseits gelte die Zweckvereinbarung mit dem Landkreis Günzburg. „Und wir können nicht aus heiterem Himmel vertragsbrüchig werden.“ Ringel sagte: „Irgendwann muss es weitergehen.“ Entscheiden soll der Werkausschuss am 13. Februar. Eventuell gebe es auch eine Info-Veranstaltung für Bürger.

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