Die 68 er... und ihr Erbe..

24. März 2018

Lesen SIE bitte die NUZ

Die 68er und ihr zwiespältiges Erbe
Leitartikel Was vor 50 Jahren mit einer Revolte begann, hat dem liberal gewordenen Land gutgetan. Warum sich jetzt der konservative Widerstand formiert

Von Walter Roller

ro@augsburger-allgemeine.de

Was ist geblieben von der Revolte, die vor 50 Jahren das Land erschütterte? Der Versuch der 68er-Bewegung, das demokratische System aus den Angeln zu heben, ist damals gescheitert – zum Glück, weil der Weg in das Paradies auf Erden noch jedes Mal in die Hölle geführt hat. Trotzdem zählen die 68er und ihre Jünger nicht zu den Verlierern, sondern zu den Gewinnern der Geschichte. Denn der Geist dieser antiautoritären, nach Teilhabe, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung aller Frauen und Männer strebenden Bewegung hat die Republik durchdrungen und der Linken die Meinungsführerschaft beschert.

Im ewigen Wettstreit um die „kulturelle Hegemonie“ haben die 68er und ihre an die Schalthebel von Staat, Politik, Gesellschaft und Medien nachgerückten Erben bis heute die Nase vorn. Es gibt keine linke Mehrheit mehr im Bundestag. Das konservative, in der Defensive steckende Lager gewinnt wieder an Stärke. Doch es sind noch immer die 68er, die das gesellschaftspolitische Klima prägen. Und die weit überwiegende Mehrheit der Bevölkerung schätzt ja die liberale, weltoffene, tolerante, säkulare Gesellschaft, die ohne die 68er nicht zustande gekommen wäre. Wer will schon zurück in eine Zeit, in der es die Prügelstrafe gab, „wilde Ehen“ und Homosexualität verfemt waren und berufstätige Mütter angefeindet wurden? Oder wer findet es nicht gut, dass Bürger mitreden können, sich nicht mehr zu ducken brauchen vor staatlichen Autoritäten und die Herrschenden sich ständig erklären müssen? Nein, der frische Wind, der damals entfacht wurde, hat dem Land und der Demokratie sehr gutgetan.

Das Gerede der AfD vom „links-rot-grün versifften 68er-Deutschland“ (Jörg Meuthen) ist reaktionärer Unfug – man gefällt sich in der Pose von „Konterrevolutionären“ und will beseitigen, woran auch vielen Wählern der AfD gelegen ist. Der Rede wert ist hingegen jener Widerstand, der sich unter wertkonservativen, wirtschaftsliberalen und patriotisch empfindenden Wählern gegen die „linke Meinungsherrschaft“ (CSU-Politiker Dobrindt) der 68er und deren volkspädagogisches Eiferertum zur Umerziehung der bürgerlichen Mitte formiert. Man fragt sich, worauf genau der von Dobrindt beschworene „Aufbruch für eine neue Bürgerlichkeit“ zielt – der bürgerliche Lebensstil ist ja nicht aus der Mode geraten. Der Konservatismus, der Tradition und Familie schätzt, das Tempo von Veränderungsprozessen bremsen will und das bewährte Vorhandene erst über Bord wirft, wenn sich das Neue als besser erweist, hatte noch nie ein ausbuchstabiertes Programm. Doch das wachsende Unbehagen vieler Menschen über die Dominanz des 68er-Denkens ist mit Händen zu greifen. Es hat sowohl mit dessen operativen Auswüchsen als auch mit jenem moralgetränkten Korrektheitsdenken zu tun, das jede Abweichung von der „richtigen“ Linie als „rechts“ brandmarkt und Sprachverbote verhängt.

Die Schwächeanfälle des Rechtsstaats, die Geringschätzung des Patriotismus, der Mangel an Respekt in der Gesellschaft, der Autoritätsverfall von Institutionen, die Vernachlässigung des Leistungsgedankens an den Schulen, die multikulturelle Schwärmerei, die Scheu vor der Definition deutscher Identität in Zeiten von Massenzuwanderung, der alles regulierende Staat, die antiamerikanischen und antiisraelischen Reflexe: All dies und vieles mehr ist nicht nur, doch vor allem „1968“ geschuldet. Umso dringender ist die kritische Auseinandersetzung mit diesem Teil des 68er-Erbes – geführt im Geist und Stil eines gemäßigten Konservatismus, der nicht „rechts“ oder gar rechtsaußen, sondern in der breiten Mitte der Gesellschaft zu Hause ist.

Jede Abweichung wird als „rechts“ gebrandmarkt

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