Aufbegehren gegen Waffen
Protest Nach dem Amoklauf in Parkland wehren sich Jugendliche gegen die laxe Gesetzgebung in den USA.
Washington. Einen Aufmarsch so vieler junger Menschen hat Washington selten gesehen. An 800 Orten der USA hatten Schüler zu einem „Marsch für unsere Leben“ aufgerufen. Sie protestieren damit gegen den leichten Zugang zu Waffen, der zuletzt in der US-Stadt Parkland 14 Schüler und 3 Erwachsene das Leben gekostet hat. Stars unterstützten sie dabei.
Allein in der US-Hauptstadt demonstrierten mehrere hunderttausend Menschen. Sie hielten Schilder hoch, auf denen die jungen Opfer abgebildet waren. Eine Mutter mit zwei kleinen Kindern hatte auf ihr Plakat die Worte geschrieben „Das einzige, was in Amerika leichter zu kaufen ist als eine Schusswaffe, ist ein republikanischer Politiker.“ Zynische Anspielungen auf den politischen Einfluss der Waffenlobby NRA gab es viele. „Ob Ihr es glaubt oder nicht, Waffen töten tatsächlich!“ prangte in roten Buchstaben auf dem Schild eines Highschool-Schülers aus Virginia. Ein unverkennbarer Hieb gegen konservative Politiker, die ihre Weigerung, striktere Kontrollen zu verabschieden, mit dem scheinheiligen Spruch begründen „Waffen töten nicht Menschen, Menschen töten Menschen.“
Ein Raunen ging durch das Publikum, als sich Stars wie Schauspieler George Clooney und Hip-Hop Künstler Kanye West unter die Masse mischten. Höhepunkt des Spektakels in der US-Hauptstadt waren aber die Reden der mutigen Schüler aus Florida.
Emotionale Reden
Vor dem Kapitol sprachen Teenager aus Parkland. Sie hatten den Amoklauf am 14. Februar selbst miterlebt. Samantha Fuentes, die angeschossen wurde und aus wenigen Metern Entfernung sah, wie ihre Klassenkameraden hingerichtet wurden, wurde so emotional, dass sie sich beim Vorlesen eines Aufsatzes übergeben musste. David Hogg, ein Teenager, dem US-Präsident Trump nach dem Massenmord vorgeworfen hatte, ein „bezahlter Schauspieler“ zu sein, der die NRA diskreditieren wollte, richtete eine Warnung an die Adresse jener Politiker, die sich gegen schärfere Waffenkontrollen stemmen. „Bei Zwischenwahlen wie in diesem Jahr gaben in der Vergangenheit nur 18 Prozent der jungen Menschen, die zum ersten Mal wahlberechtigt waren, eine Stimme ab“ stellte Hogg fest. „Ihr könnt aber felsenfest überzeugt sein, dass die Zahl in diesem November ganz deutlich steigen wird!“
Skeptiker bezweifeln, dass Parlamentarier der übermächtigen Waffenlobby NRA die Stirn bieten werden. Optimistischer sind aber die Demonstranten. „Wenn Politiker meinen, dass sie uns weiter ignorieren können, dann täuschen sie sich, und sie werden einen hohen Preis zahlen müssen“ sagte Fuentes. „Heute ist ein historischer Tag, und genau wie vor 50 Jahren die Bürgerrechtsbewegung unsere Nation verändert hat, wird dieser Aufstand auch zu echtem Wandel führen.“ ⇥⇥Peter De Thier