Unitarismus.... ein Treffen in Ulm..

30. Mai 2017

Lesen SIE zu diesem Thema bitte die SWP...

Ulm und Neu-Ulm

Religionsgemeinschaft hadert

mit brauner Vergangenheit

Kongress Mehr als 300 Unitarier treffen sich am Pfingstwochenende zum „Europäischen Unitariertag“ im Edwin-Scharff-Haus. Von Edwin Ruschitzka


Nicht als Kirche, sondern als christliche Religionsgemeinschaft freien Glaubens bezeichnen sich die Unitarier. Sie glauben an Gott, lehnen aber die Dreifaltigkeitslehre von der Einheit Gottes, seines Sohnes Jesu und des Heiligen Geistes ab. Und das seit fast 450 Jahren, als 1568 reformationsbedingt religiösen Minderheiten in Siebenbürgen die Duldung zugesichert worden war. Das „Toleranzedikt von Torda“ gilt als so etwas wie die Geburtsstunde des Unitarismus. Gut eine halbe Million Menschen gehören dieser Religionsgemeinschaft weltweit an, etwa 1000 sind es in Deutschland und rund 60 im Raum Ulm/Neu-Ulm. Übers Pfingstwochenende treffen sich im Neu-Ulmer Edwin-Scharff-Haus die „European Unitarian Universalists“ zu einem viertägigen Kongress. Doch gerade in Deutschland leidet der Unitarismus unter einer unrühmlichen Nazi-Vergangenheit.


Eine Nazi-Sekte?


Wer den Begriff „Unitarismus“ im Internet googelt, kommt schnell auf Seiten, die sich mit der Nazi-Vergangenheit von Unitariern nach dem Zweiten Weltkrieg befassen. Da ist zuweilen sogar von einer „Nazi-Sekte“ die Rede, was der Ulmer Mathematik-Professor Karsten Urban, der der Ulmer Religionsgemeinschaft vorsteht, strikt ablehnt. Indes: Dass es Verbindungen zwischen Alt-Nazis und den Unitariern gab, stellt er nicht in Abrede.


Wie es zu dieser unheilvollen Verbindung kam, beschreibt Urban wie folgt: In Amerika gebe es gut 200 000 Unitarier in 1000 Gemeinden. Die ersten Mitglieder dieser Glaubensgemeinschaft seien übrigens 1620 an Bord der Mayflower mit den Pilgrim Fathers in die Staaten gelangt. Während der Entnazifizierung unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg hätten gerade in Deutschland weilende Amerikaner die Alt-Nazis zu Demokraten umerziehen wollen. Sie erzählten den braunen Gesellen, die mit Religion wenig zu tun hatten, vom Unitarismus und der Weltoffenheit ihres Glaubens. Der evangelische Theologe Rudolf Walbaum (1869 bis 1948), der in Internierungslagern für Alt-Nazis zugange war, habe 1947 auch Nazi-Funktionäre um sich geschart und für den Unitarismus begeistert.


Der überwiegende Teil dieser Alt-Nazis habe die gemachten Fehler erkannt und die richtigen Schlüsse in Richtung Demokratie gezogen. Aber eben längst nicht alle. Laut Dr. Jörg Last, der die Geschichte des Unitarismus in Deutschland aufgearbeitet hat, hätten einige nicht vom „völkischen Gedankengut“ ablassen können. Innerhalb der Religionsgemeinschaft habe man darüber, wie unter Demokraten üblich, lange und heftig gestritten. Erst nach einem Misstrauensantrag 1989 hätten diese völkisch orientierten Mitglieder die Religionsgemeinschaft verlassen und den „Bund deutscher Unitarier“ gegründet, der derzeit im Wesentlichen nicht mehr aktiv sei.


„Grenzen überwinden“


Die bei den Unitariern verbliebenen Mitglieder hätten mit Nationalsozialismus und braunem Gedankengut nichts gemein, im Gegenteil. Urban bezeichnet die Glaubensrichtung als weltoffen: „In unserer Gemeinschaft gibt es weder alte noch junge Nazis. Nach unserem Verständnis sollte Religion helfen, Grenzen zu überwinden.“


Unter dieser Prämisse stehe auch das Treffen der Europäischen Unitarier in Neu-Ulm. Die Demokratie und die Würde des Menschen, an die Unitarier glaubten, seien aktuell durch Fluchtbewegungen, Extremismus und Rassismus in Gefahr. Das sagt einer der Referenten, der amerikanische Harvard-Professor William F. Schulz. Er wird am Montag um 9 Uhr zum Abschluss des Treffens sprechen. Bei einem Stadtrundgang durch Ulm werden sich die europäischen Unitarier auch mit den Geschwistern Scholl befassen.

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