„Wir können starten“
Bildung Am Montag beginnt das neue Schuljahr. Der Pflichtunterricht ist gewährleistet, doch auch im Ulmer Stadtgebiet fehlen Lehrer an Grundschulen. Von Beate Rose
Das Schuljahr startet. Es fehlen landesweit Lehrer, vor allem in Grundschulen und Sonderpädagogischen Bildungszentren. Doch im Schulamtsbezirk Biberach, der Ulm, den Alb-Donau-Kreis und Biberach umfasst, spricht der kommissarische Amtsleiter Achim Schwarz von einer mehr 100-prozentigen Versorgungsquote. Trotzdem könnten noch Lehrer für Grundschulen eingestellt werden. Nur: Es gibt keine Bewerber. Damit der Pflichtunterricht gegeben werden kann, haben Vertreter des Schulamtes mit Schulleitern „unpopuläre Maßnahmen“ angeregt. Eine dünne Reserve für Krankheitsvertretungen gibt es auch.
Lehrerversorgung „Es passt“ und „wir können starten“, sagt Ulrike Mühlbayer-Gässler über die Lehrerversorgung an ihrer Schule. Sie ist Leiterin der Bodelschwingh-Schule, eines Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums (SBBZ). Sie sagt aber auch: „Wenn mehr Lehrer kommen, ist es auch recht.“ Mühlbayer-Gässler ist zudem geschäftsführende Schulleiterin aller Ulmer Grund-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen sowie der Förderzentren. Gerade an Grundschulen besteht im Stadtkreis Lehrermangel. Und an SBBZ gibt es im gesamten Amtsbezirk Biberach „wenig geeignete Bewerber“, sagte etwa Ulrike Rauschenberger, zuständige für Personal im Schulamt.
Schwarz hatte gestern zur Pressekonferenz geladen. Er betont: „Die Lehrerversorgung beträgt für den gesamten Amtsbezirk 102 Prozent.“ Gleichwohl hatte das Kultusministerium am Donnerstag eine Übersicht herausgegeben, aus der abzulesen ist, dass es im Stadtkreis Ulm derzeit zwischen 11 bis 20 offene Stellen an Grundschulen gibt. In der Sekundarstufe ist Ulm voll besetzt, hier gibt es im Alb-Donau-Kreis noch Bedarf.
Den fehlenden Lehrern an Grundschulen sei man mit „besonderen Maßnahmen“ begegnet (Rauschenberger). Was das heißt? Zum Beispiel, dass aus jahrgangsgemischten Klassen, die mit dem 26. Schüler in der Klasse geteilt werden können, eben nicht zwei Klassen gemacht werden. „Das aber stets in Absprache mit den Schulleitungen vor Ort“, betont Schwarz. Davon sind 19 Klassen betroffen. Lehrer würden derzeit noch gesucht für Stellen, die während des Schuljahres frei werden, etwa wenn Lehrerinnen in Mutterschutz gehen.
Krankheitsvertretung Vertretungsstellen für erkrankte Lehrer gibt es, erklärte Schwarz. Nur: „Es ist eine dünne Krankheitsreserve“, sagte Rauschenberger. Sie geht davon aus, dass die Vertretungslehrer nicht einspringen, wenn eine Grippewelle anrollt. Dazu sind es zu wenige, die wahrscheinlich nur dort eingesetzt werden, wo sich Lehrer für längere Zeit krank gemeldet haben.
Kurzfristige Vertretungen müssen schulintern geregelt werden. Das heißt, die Schulleiter müssen gucken, wie sie die Lücken schließen. „Dafür haben wir einen Plan“, sagt Heike Veile-Selig, Leiterin der Söflinger Meinloh-Grundschule. Der gibt vor, wie die Kinder aufgeteilt würden. Ein Beispiel: Hat sich die Lehrerin der 4a krank gemeldet, gehen von dieser Klasse drei Kinder in die Klasse 1, drei in Klasse 2a und so weiter, bis alle Kinder untergekommen sind.
Die Schulleiterin kann auch Pensionäre oder eine Lehrerin im Mutterschutz kurzfristig anrufen. Dafür hat sie fürs gesamte Schuljahr 70 Stunden zur Verfügung. Im Schulamt ist man über solche Kräfte froh: „Wir sind dankbar für die Bereitschaft“, sagt Schwarz.