NU 21 ein gelungenes Projekt..
16. August 2010
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Neu-Ulm. Die Stadt Neu-Ulm geht davon aus, dass die Bahn Ende des Jahres Zahlen vorlegt, wie viel die Tieferlegung der Gleise gekostet hat. Drei Jahre nach der Fertigstellung sprechen die Stadträte von einem großen Erfolg.
Während in Stuttgart fast täglich gegen die als viel zu teuer empfundene Tieferlegung des Hauptbahnhofs demonstriert wird, hat die Stadt Neu-Ulm ihr deutlich kleineres Projekt Neu-Ulm 21 längst hinter sich. Allerdings warten Verwaltung und Stadträte immer noch auf die Schlussabrechnung des Millionenprojekts. Fest steht bislang nur: Es wird wohl mehr als die einst prognostizierten 159,1 Millionen Euro kosten. Kämmerer Berthold Stier rechnet damit, dass zum Jahresende die Zahlen endlich auf den Tisch gelegt werden. Was allerdings Bahnsprecher Michael Baufeld aus der Zentrale in Berlin noch nicht bestätigen kann. So lange noch nicht alle Schlussrechnungen vorliegen, werde sich die Bahn über die tatsächliche Kostenhöhe auch nicht auslassen. Baufeld hofft, dass es Ende dieses Jahres so weit ist, ganz sicher sei das aber noch nicht.
Auch drei Jahre nach der gefeierten Freigabe der tiefergelegten Gleise im November 2007 sprechen Neu-Ulmer Stadträte aus allen Fraktionen weiter von einem riesengroßen Erfolg für die Stadt. Aber es gibt auch Unzufriedenheit. Die allergrößte Enttäuschung wäre für die meisten, sollte das ehrgeizige Einkaufszentrum, die Glacis-Galerie, nicht auf dem freigewordenen Bahngelände gebaut werden.
Bürgermeister Gerd Hölzel (SPD), der gerade den Oberbürgermeister vertritt, spricht bezüglich der Glacis-Galerie noch nicht von einer Enttäuschung, sondern von einer zeitlichen Verzögerung. Da die Eröffnung am einst vom Investor wortgewaltig präsentierten Datum 10.10.10 nicht klappt, ganz sicher auch nicht am 11.11.11 will er sich an Spekulationen, ob es jetzt am 12.12.12 endlich so weit sein könnte, nicht beteiligen. Hölzel zeigt sich nachsichtig. Der Investor Procom habe es doppelt und dreifach schwer: wegen der Wirtschaftskrise, wegen der erfolgten "Aufrüstung in Senden" und wegen der Ulmer Pläne am Sedelhof. Neu-Ulm 21 ist für Hölzel dennoch eine Erfolgsgeschichte. "Wir erleben die Stadt inzwischen ganz anders, eben auch ein Stück großstädtischer." Der erste Teil der Wohnbebauung im Glacispark sei überaus gelungen, "und ich bin recht optimistisch, dass es auch mit den anderen Grundstücken so weitergeht".
Dem Fraktionschef der CSU, Rupert Seibold, gefällt vor allem, dass in Neu-Ulm endlich auch IC-Fernzüge halten - zwar nicht alle, aber immerhin ein paar wenige, die für Berufspendler eminent wichtig seien. Den Zuglärm im Trog empfindet Seibold zuweilen als "richtig schmerzhaft" - was vor allem an den alten Güter- und Nahverkehrszügen liege. Seibold hofft auf nachträgliche Verbesserungen durch den Einsatz neuerer Züge, aber auch durch einen nachträglichen Lärmschutz. Städtebaulich habe Neu-Ulm durch die Tieferlegung deutlich gewonnen, sagt er. Eine große Enttäuschung wäre es freilich, sollte die Glacis-Galerie nicht gebaut werden.
Ins gleiche Horn stößt der Grünen-Fraktionschef Rainer Juchheim: Er stört sich daran, dass der Investor des Einkaufszentrums absolut nichts von sich höre lasse: "Langsam haben viele Zweifel, ob es überhaupt was wird." Der Wegfall der Unterführungen und die städtebaulichen Möglichkeiten tun Neu-Ulm insgesamt sehr gut, sagt Juchheim. Sein Fazit: "Die Bahntieferlegung war das Geld wert."
Dem schließt sich der Fraktionsvorsitzende der FDP, Alfred Schömig, an - allerdings mit der Einschränkung, "wenn es nicht zu teuer wird". Neu-Ulm 21 war für Schömig "eine geniale Geschichte". Die Stadt müsse sich dafür immer noch bei der ehemaligen Oberbürgermeisterin und jetzigen Justizministerin Beate Merk bedanken. "Ich glaube nicht, dass dieses Projekt heute noch möglich wäre." Wichtig sei es, dass das freie Bahngelände vernünftig bebaut wird. Sollte die Glacis-Galerie nicht kommen, wäre das zwar eine Enttäuschung. "Aber davon wird die Welt in Neu-Ulm gewiss nicht untergehen. Wir müssten nur neu überlegen. Und auch das ist eine Chance."
Für Albert Obert (Freie Wähler) war der Gewinn der innerstädtischen Flächen der größte Erfolg von Neu-Ulm 21. Die neue Wohnbebauung durch Inhofer mache berechtigte Hoffnungen; enttäuschend sei es aber, "dass von Procom kein Zeichen des Fortschritts für die Glacis-Galerie kommt".